Gemeinsam bringen Daniel Aeberhard und Matthias Stucki eine beeindruckende Berufserfahrung von 24 Jahren im Töpferhaus mit. Seit dem 1. Januar 2024 teilen sie sich die Leitung. Die beiden gehen mit Begeisterung und Offenheit diese neue Herausforderung an. Da liegt es nahe, die Co-Geschäftsführer zu interviewen.
Interview-Treffpunkt im Töpferhaus. In der Co-Geschäftsführungsbox liegen Zettel mit Stichwörtern oder Weisheiten, zu denen sich Dani und Matthias spontan äussern sollen. Matthias Stucki (M.St.) greift in die Box.
Gestaltungsraum für Menschen!
M.St.: Für mich beginnt der Gestaltungsprozess bei mir selbst. Ich habe durch zahlreiche Begegnungen und die Zusammenarbeit einen persönlichen Entwicklungsprozess durchlaufen, der sich auf die Menschen in meinem Umfeld auswirkt.
Daniel Aeberhard (D.A.): Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie die Freiheit haben, ihre Entscheidungen zu treffen und ihr Leben aktiv zu gestalten. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten einen Raum zu schaffen, der nicht nur Stabilität bietet, sondern auch Freude am Leben sowie berufliche und persönliche Entwicklung ermöglicht. Dabei ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, warum wir bestimmte Dinge auf eine bestimmte Weise tun.
Blick in die Zukunft
D.A.: Es ist bekannt, dass der Anteil an Menschen, die psychisch stark herausgefordert sind, zunimmt. Als Töpferhaus haben wir zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Wir können sagen, dass dies nicht unser Problem ist, oder aber wir können uns entschliessen, innovative Angebote zu entwickeln, die die Förderung der Gesundung in den Mittelpunkt stellen.
M.St.: Der von Dani gerade angesprochene Ansatz, Innovatives zu entwickeln, wirft innerbetrieblich viele weitere Aspekte auf. Diese gilt es jeweils in der Praxis zu durchdenken und anzugehen – eine Aufgabe, welcher ich mich oft und auch gerne annehme.
M.St. greift in die Box.
Wer ist Dani?
M.St.: Eine schöne Frage! Dani ist ein langjähriger Freund, den ich ausseror-dentlich schätze. Er liebt es, neue Ideen voranzutreiben, sich zu vernetzen und zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen. Er bleibt immer sich selbst, was von allen geschätzt wird.
Es chunnt scho guet …
D.A.: … ein Ausdruck, den ich oft verwende. Mit tiefem Vertrauen, dass die Sache gut enden wird. Alles hängt davon ab, wie wir etwas bewerten. Meine Einstellung ist positiv.
Daniel Aeberhard (55), verheiratet, eine Tochter und ein Sohn, wohnhaft in Kirchberg BE. Detailhandelsangestellter und Sozialpädagoge. Er wirkte in verschiedenen Sozialunternehmen. Nach einem Auslandaufenthalt in Angola ist er seit 1. April 2009 als Geschäftsführer der Stiftung Töpferhaus tätig. Seit 1. Januar 2024 teilt er die Geschäftsführung mit Matthias Stucki.
M.St.: «Es chunnt scho guet» prägt nicht nur die Arbeitsweise im Töpferhaus, indem wir lösungsorientiert vorgehen, sondern ich beherzige dies auch in meinem persönlichen Leben. Mit Unzufriedenheit finde ich mich nicht einfach ab, auch wenn es Situationen gibt, in denen ich gewisse Umstände akzeptieren muss.
M.St. lacht und zeigt das nächste Stichwort.
Wer ist Matthias?
D.A.: Mättel und ich teilen viele schöne Momente. Seine klare Meinung und Offenheit schätze ich sehr. Trotz seiner äusserlichen Ruhe ist er voller Energie, die sich besonders in seinen Überlegungen und seinem Mitdenken zeigt.
Wie «schmeckt» das Töpferhaus?
D.A.: Beim Betreten der Produktionsräume fällt einem sofort der Geruch von Back- oder Teigwaren auf. Mein Wunsch ist es, dass das Töpferhaus einen interessanten und wohlriechenden Duft verströmt. (Überlegt) Dabei denke ich an einen Blumenduft.
M.St.: Der erste Eindruck beim Betreten einer Firma ist entscheidend. Im Töpferhaus erlebe ich einen familiären Charakter, eine flache Hierarchie und eine Du-Kultur. Das verleiht dem Unternehmen den Geschmack von guter Küche.
Psychische Gesundheit
M.St.: Unser tägliches Thema. Mit sich im Einklang zu sein bildet die Basis für die psychische Gesundheit. Besonders in sozialen Berufen ist es unerlässlich, sich aktiv mit der eigenen psychischen Gesundheit auseinanderzusetzen.
Co-Geschäftsführung
D.A.: Flache Hierarchien und breite Unterstützung sind unser Herzstück. Dies spiegelt sich auch in der Co-
Geschäftsführung wider. In Hierarchien hängt viel vom Vorgesetzten ab, aber bei flacheren Strukturen orientieren wir uns nicht nur an Vorgesetzten oder Strategien. Gemeinsame Überzeugungen schaffen und miteinander Lösungen finden – das ist unser Weg.
M.St.: Eine breitere Abstützung war immer ein Thema. Wir haben im Stiftungsrat ein Co-Präsidium und auch Co-Leitungen in den Bereichen. Also war die Co-Geschäftsführung eine logische Folge. Für uns beide ist es zwar eine neue Erfahrung, aber ich habe keine Bedenken, dass es nicht funktioniert. Wir haben kein Konkurrenzdenken. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem ganzen Team das Töpferhaus weiter zu gestalten
M.St. übergibt den nächsten Zettel an Dani.
Pasta di Pane
D.A.: Ein Produkt, das wir in Zusammenarbeit mit anderen Partnern entwickelt haben, und zwar mit dem Hotel Alpina in Gstaad und der Bäckerei Jaisli in Buchs. Dank solcher Kooperationen entstehen nicht nur Produkte, sondern auch Netzwerke, die branchen- und regionenübergreifend neue Möglichkeiten eröffnen.
M.St.: Das Herstellen eines Produkts gleicht einem komplexen Puzzle – viele Teile und Menschen wirken zusammen, bis ein Gesamtbild entsteht: Von den initialen Gesprächen und dem Grundrezept bis zur Verpackung, die im Fall von Pasta di Pane mehrmals überarbeitet wurde! Aus diesen verschiedenen Elementen formt sich am Ende ein überzeugendes Produkt.
Leben heisst, Entscheidungen zu treffen.
D.A.: Entscheidungen zu treffen gehört zum Alltag. Dabei ist es mir wichtig, verschiedene Sichtweisen einzubeziehen und gemeinsam überzeugende Entscheidungen zu treffen – denn nicht entscheiden ist auch entscheiden.
M.St.: Häufig wird viel Zeit damit verbracht, Vor- und Nachteile abzuwägen, bis endlich eine Entscheidung getroffen wird. Bei uns ist es nicht so. Grundsätzlich neigen wir dazu, relativ zügig zu entscheiden. Die Tendenz, rasch Entscheidungen zu treffen, hat in den letzten Jahren zu unserer Entwicklung beigetragen.
Keep on rocking (ein häufiges Schlusswort in Mättels E-Mails)
M.St.: Es gibt nichts Schöneres als einen pulsierenden Beat, starke Gitarrenriffs, eingängige Chöre und eine mitreissende Melodie im Kopf, die einem Energie verleiht. Keep on rocking symbolisiert für mich die Musik, die das Leben zum Klingen bringt, rockig eben und gelegentlich auch mit einer bluesigen Note. Das ist einfach grossartig.
Keep on rocking – das wünschen wir euch, Dani und Mättel, auf eurem Weg. Danke für dieses Gespräch.
