SeitenWechsel verbindet Persönlichkeitsentwicklung mit Einblicken in soziale Berufe. Eine Woche lang arbeiten Teilnehmende in Institutionen wie einer Suchtklinik oder einem Inklusionsbetrieb. Neu dabei: das Töpferhaus. Ein Erfahrungsbericht aus dem Kreativ- und Werkatelier.
«Nicht müssen, sondern können»
Werbung über den SeitenWechesl in der Abteilung, ein Blick auf die Website – und schon war klar: Da mache ich mit! Für die Seitenwechslerin Norina steht fest, dass sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lässt. Die Kombination von Sozialem und Kreativem machte sie besonders «wundrig» – als Ort wählte sie das Töpferhaus.
Ohne viele Erwartungen startete sie in die Woche. «Einfach erleben» war ihr Motto. Und das passte perfekt. Drei Tage verbrachte sie im Kreativatelier: bastelte, malte, probierte Materialien aus, stöberte für Ideen auf Pinterest und tauchte ein in das, was sie früher so gern gemacht hatte. Im Kreativatelier kann man – muss jedoch nicht – einer kreativen Arbeit nachgehen. «Diese Freiheit war total entschleunigend. Nicht zu müssen, sondern zu können.» Das Ergebnis: viele kleine Werke – und überraschend viel Energie. «Ich war zwar müde, hatte aber richtig Freude an dem, was ich gemacht habe.»
Im Werkatelier war es strukturierter. «Es gibt Arbeit, die erledigt werden muss. Aber auch da sind alle zufrieden an der Arbeit.» Als erste Aufgabe durfte sie stempeln – eine Art Einführungsritual für Neuankommende. Norina lacht: «Das kann wohl jede. Danke, dass ihr mir das zutraut!» Danach folgten Mohnblumen basteln und Holzscheiben entmoosen – sie packte mit an, wie alle anderen auch.
Was sie besonders berührt hat? Das Gemeinschaftsgefühl. «Hier entsteht mit der Zeit eine Gruppe. Im gleichen Chat. Beim Znüni: Ein Besucher bringt etwas mit, ein anderer einen Pulli für seinen Kollegen. Gegenseitige Unterstützung passiert ganz selbstverständlich.» Auch die Besuchenden seien neugierig gewesen: «Dürfen wir auch mal einen SeitenWechsel bei dir machen?», fragten einige.
Die grösste Herausforderung? «Am Anfang hatte ich Berührungsängste. Ich wusste nicht, was die Besuchenden vielleicht schon erlebt haben.» Doch ein einfaches Gespräch über das Wetter oder ein Hobby bricht schnell das Eis – vorausgesetzt, das Gegenüber möchte überhaupt angesprochen werden. Was bleibt? Viel! «Ich will wieder mehr kreativ sein. Und ich habe grossen Respekt vor sozialen Berufen bekommen.» Das Töpferhaus hat Eindruck hinterlassen – so sehr, dass sie bald mit einer kleinen Aktion im eigenen Arbeitsumfeld Werbung für den LADE15 machen möchte. «Es tut gut zu wissen, dass es solche Orte wie das Töpferhaus gibt – nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst, falls das Leben einmal ungeplant eine Pause braucht.»
Norina Andres
Projektleitern, Sektion Wasserbeau, Abteilung Landschaft und Gewässer, Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU), Kanton Aargau
